Deutsch-polnische Bildungszusammenarbeit – nur auf dem Papier?

Die bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Simone Oldenburg, fordert das Bildungsministerium auf, endlich konzeptionelle und nachhaltige Rahmenbedingungen für die deutsch-polnische Bildungszusammenarbeit zu schaffen. 

„Der Abschlussbericht über die Untersuchung zum Polnischunterricht offenbart gravierende Mängel bei der Organisation und Durchführung von Sprachenangeboten“, erklärte Frau Oldenburg am Mittwoch in Schwerin. Es fehlten Bildungsstandards, Rahmenpläne und organisatorische Maßnahmen etwa zum Besuch polnischer Schulen. „Die Ernsthaftigkeit der Bemühungen von Seiten der Landesregierung sind stark zu bezweifeln, sie beschränken sich in weiten Teilen auf Rhetorik“, so Frau Oldenburg. Wenn die deutsch-polnischen Beziehungen vertieft und ausgebaut werden sollen, müsse gehandelt werden. „Aber wie soll eine Kooperation erfolgreich sein, wenn beispielsweise an den Berufsschulen das Erlernen der polnische Sprache nicht möglich ist?“ 

Es fehle ein Rechtsrahmen, um deutsch-polnische Austausch generell zu ermöglichen. „So gibt es keine Kriterien für Lehrerstunden oder für Besuche von Schülerinnen und Schülern aus MV im Nachbarland“, sagte Frau Oldenburg. Auch für einen derartigen Austausch gelte: „Schulfahrten ins Ausland sind in der Regel erst ab Jahrgangsstufe 8 zulässig“. Das bedeute, dass die Lehrkräfte stets einen Antrag auf Ausnahmegenehmigung stellen müssen, was das ohnehin hohe Arbeitspensum zusätzlich erhöht. „Meine Fraktion fordert das Bildungsministerium auf, die Gymnasien, die eng mit Schulen in Polen zusammenarbeiten, den Sport- und Musikgymnasien gleichzustellen, um die Kooperation und den Austausch zu erleichtern“, so Frau Oldenburg. 

Aus Sicht von Frau Oldenburg sind Bildungsstandards von Klasse 1 bis 12 erforderlich. „Darüber hinaus müssen Lehrpläne für die Klassen 1 bis 6, aber auch Standards für die Kitas erstellt werden. Je früher sich die Kinder mit der fremden Sprache vertraut machen, desto besser können sich später vertrauensvolle und stabile Kooperationen entwickeln.“